"Das ganze Leben geht auf eine Begegnung zu." Benedikt XVI.

„Wacht und betet allezeit“ Lk 21, 34

Lesungen zum 1. Advent: Jer 33,14-16;Ps 25,4-5.8-9.10 u. 14;1 Thess 3,12 - 4,2;Lk 21,25-28.34-36

„Heute beginnt der Advent, die liturgische Zeit, die uns auf Weihnachten vorbereitet und uns einlädt, den Blick zu erheben und unsere Herzen zu öffnen, um Jesus zu empfangen. …

Die zweite Haltung, um die Zeit der Erwartung des Herrn gut zu leben, ist die des Gebets. »Richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe«, mahnt das Lukasevangelium (V. 28). Es geht darum, aufzustehen und zu beten, unsere Gedanken und unser Herz auf den kommenden Jesus auszurichten. Man steht auf, wenn man etwas oder jemanden erwartet. Wir erwarten Jesus, wir wollen ihn im Gebet erwarten, das eng mit der Wachsamkeit verbunden ist. Beten, Jesus erwarten, sich anderen öffnen, wach sein, nicht in uns selbst verschlossen. Doch wenn wir in einer Atmosphäre des Konsumismus an Weihnachten denken und nur zusehen, was ich kaufen kann, um dieses und jenes andere zu tun, das weltliche Fest, dann wird Jesus vorbeigehen und wir werden ihn nicht finden. Wir erwarten Jesus und wir wollen ihn im Gebet erwarten, das eng mit der Wachsamkeit verbunden ist.“

Papst Franziskus, Angelus am 02.12.2018

Macht der Liebe

Lesungen zum Hochfest Christkönig Dan 7,2a.13b-14;Ps 93,1.2-3.4-5;Offb 1,5b-8;Joh 18,33b-37

Mosaik über dem Hauptaltar der Kapelle Sancta Sanctorum auf dem Lateran in Rom

„Worin aber besteht die »Macht« Jesu Christi als König? Sie ist nicht die Macht der Könige und der Großen dieser Welt: Sie ist die göttliche Macht, ewiges Leben zu schenken, vom Bösen zu befreien, die Herrschaft des Todes zu besiegen. Sie ist die Macht der Liebe, die es versteht, Gutes aus dem Bösen zu gewinnen, ein verhärtetes Herz zu erweichen, Frieden in den härtesten Streit zu tragen, die Hoffnung im finstersten Dunkel zu entflammen. Dieses Reich der Gnade zwingt sich nie auf und achtet immer unsere Freiheit. Christus ist gekommen, um »für die Wahrheit Zeugnis abzulegen« (Joh 18,37), wie er vor Pilatus erklärte. Wer sein Zeugnis annimmt, stellt sich nach einem Bild, das der hl. Ignatius von Loyola gern gebrauchte, unter sein »Banner«. Jedes Gewissen also, das ist richtig, steht vor der Notwendigkeit einer Entscheidung: Wem will ich folgen? Gott oder dem Verderber? Der Wahrheit oder der Lüge? Die Entscheidung für Christus garantiert keinen Erfolg nach den Kriterien der Welt, sichert jedoch jenen Frieden und jene Freude, die allein Christus schenken kann. Dies beweist in jedem Zeitalter die Erfahrung so vieler Männer und Frauen, die es im Namen Christi, im Namen der Wahrheit und der Gerechtigkeit verstanden haben, sich den Verlockungen der irdischen Mächte unter ihren verschiedenen Masken zu widersetzen, bis hin zur Besiegelung dieser ihrer Treue mit dem Martyrium.“

Benedikt XVI Angelus am 22.11.2009

»Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen«

Lesungen vom 33. Sonntag im Jahreskreis: Dan 12,1-3;Ps 16,5 u. 8.9-10.2 u. 11;Hebr 10,11-14.18;Mk 13,24-32

"Im Abschnitt aus dem Evangelium des heutigen Sonntags (vgl. Mk 13,24-32) will der Herr seine Jünger über die zukünftigen Ereignisse unterrichten. Es ist nicht in erster Linie eine Rede vom Ende der Welt, sondern vielmehr eine Einladung, die Gegenwart gut zu leben, wachsam und immer bereit zu sein, wenn wir aufgefordert werden, für unser Leben Rechenschaft abzulegen. …

Vielmehr sagt Jesus im heutigen Evangelium, dass die Geschichte der Völker und des Einzelnen einen Zweck und ein zu erreichendes Ziel hat: die endgültige Begegnung mit dem Herrn. …

Wir kennen jedoch ein grundlegendes Prinzip, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen: »Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen« (V. 31). Das ist der eigentlich entscheidende Punkt. An jenem Tag wird jeder von uns verstehen müssen, ob das Wort des Sohnes Gottes sein persönliches Dasein erleuchtet hat oder ob er ihm den Rücken gekehrt und lieber auf seine eigenen Worte vertraut hat."

Papst Franziskus, Angelus am 18.11.2018

Keiner ist derart arm, dass er nicht etwas geben könnte.

Lesungen am 32. Sonntag im Jahreskreis: 1 Kön 17,10-16;Ps 146,6-7.8-9a.9b-10;Hebr 9,24-28;Mk 12,38-44

„Der Wortgottesdienst des heutigen Sonntags legt uns als Glaubensvorbilder die Gestalten zweier Witwen vor. Er stellt sie uns parallel zueinander vor: die eine im Ersten Buch der Könige (17,10–16), die andere im Evangelium nach Markus (12,41–44). …

Diesen beiden Episoden aus der Bibel, die weise nebeneinander gestellt werden, kann man eine kostbare Lehre über den Glauben entnehmen. Er tritt als eine innere Haltung dessen hervor, der sein Leben auf Gott, auf dessen Wort gründet und sein ganzes Vertrauen in ihn legt. Der Witwenstand bildete in der alten Zeit eine Situation schwerer Not. Aus diesem Grund sind in der Bibel die Witwen und Waisen Menschen, derer sich Gott in besonderer Weise annimmt: sie haben den irdischen Beistand verloren, doch Gott bleibt ihr Bräutigam, ihr Vater. Dennoch sagt die Schrift, dass der objektive Zustand der Bedürftigkeit, in diesem Fall die Tatsache des Verwitwet seins, nicht ausreicht: Gott fordert immer unsere freie Entscheidung für den Glauben, der in der Liebe zu ihm und zum Nächsten zum Ausdruck kommt. Keiner ist derart arm, dass er nicht etwas geben könnte.“  

Benedikt XVI Angelus am 11.11.2012

Das Gebot der Liebe

Lesungen zum 31. Sonntag im Jahreskreis Dtn 6,1ab.2-6;Ps 18,2-3.4 u. 47.51 u. 50;Hebr 7,23-28;Mk 12,28-34

„Das heutige Sonntagsevangelium (Mk 12,28–34) legt uns erneut die Lehre Jesu über das größte Gebot vor: das Gebot der Liebe, das ein zweifaches ist: Gott lieben und den Nächsten lieben. …

Wenn die Liebe zu Gott in einem Menschen tiefe Wurzeln gefasst hat, vermag dieser auch den zu lieben, der es nicht verdient, wie es eben Gott uns gegenüber tut. Der Vater und die Mutter lieben ihre Kinder nicht nur, wenn sie es verdienen: sie lieben sie immer, auch wenn sie es ihnen natürlich zu verstehen geben, wenn sie einen Fehler begehen. Von Gott lernen wir, immer und allein das Gute zu wollen und nie das Böse. Wir lernen, auf den anderen nicht nur mit unseren Augen zu schauen, sondern mit dem Blick Gottes, dem Blick Jesu Christi.“

Benedikt XVI, Angelus am 04. November 2012