"Glauben bedeutet, sich im Dunkeln an das erinnern, was man im Licht gesehen hat." Kardinal Meisner

Das Hochzeitsgewand, das die Liebe ist

Lesungen zum 28. Sonntag im Jahreskreis Jes 25,6-10a;Ps 23,1-3.4.5.6;Phil 4,12-14.19-20;Mt 22,1-14

Im Evangelium spricht Jesus zu uns von der Antwort, die auf die Einladung Gottes – in der Gestalt eines Königs – zur Teilnahme an diesem Festmahl gegeben wird (vgl. Mt 22,1–14). Es sind viele eingeladen, doch es geschieht etwas Unerwartetes: sie lehnen es ab, an dem Festmahl teilzunehmen, sie haben anderes zu tun; ja, einige zeigen offen, daß sie die Einladung verschmähen. Gott ist uns gegenüber großzügig, er bietet uns seine Freundschaft, seine Gaben, seine Freude an, aber wir nehmen seine Worte oft nicht an, zeigen für andere Dinge mehr Interesse, setzen unsere materiellen Sorgen, unsere Interessen an die erste Stelle. …

Die Güte des Königs ist grenzenlos, und allen wird die Möglichkeit gegeben, auf seinen Anruf zu antworten. Aber es gibt eine Bedingung für das Verweilen bei diesem Hochzeitsmahl: das Anlegen des Hochzeitsgewandes.

Was hat es mit diesem Hochzeitsgewand auf sich? In der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag dieses Jahres habe ich auf einen schönen Kommentar des hl. Gregor des Großen zu diesem Gleichnis Bezug genommen. Er erklärt, daß jener, der auf die Einladung Gottes zur Teilnahme an seinem Festmahl geantwortet hat, in gewisser Weise den Glauben besitzt, der ihm die Tür des Saales geöffnet hat, daß ihm aber etwas Wesentliches fehlt: das Hochzeitsgewand, das die Liebe ist. …

Wir sind alle eingeladen, Tischgäste des Herrn zu sein, durch den Glauben zu seinem Festmahl zu kommen, aber wir müssen das Hochzeitskleid, die Liebe, anziehen und bewahren, eine tiefe Gottes- und Nächstenliebe leben.

Benedikt XVI, aus einer Predigt 9.10.2011