"Wenn Sie in die Welt hineinschauen, sehen Sie keinen Himmel, aber Sie sehen überall die Spuren Gottes." Benedikt XVI.

„Festhalten an Jesu Wort“

Lesungen zum 6. Sonntag der Osterzeit: Apg 15,1-2.22-29;Ps 67,2-3.5-6.7-8;Offb 21,10-14.22-23;Joh 14,23-29

„ - Festhalten an Jesu Wort- dieser Kernsatz des heutigen Evangeliums steht allerdings im Widerspruch zu vielen Schlagworten unserer Stunde; denn sie verlangen nicht das Festhalten, sondern das Hinterfragen, nicht das Bleiben, sondern das Verändern, nicht das Immerwährende, sondern das andere das Neue. Aber wer nur hinterfragt, hat am Ende nichts mehr, was er befragen kann; wer nur ändert, am Ende nichts mehr, was sich noch ändern ließe. Nur wenn in allen Verändern der Mensch und die Menschenwürde unantastbar bleiben, hat das Verändern Sinn. Nur wenn die Menschenwürde unveränderlich ist, können wir voranschreiten und uns in den anderen Dingen entwickeln. …

Nur dann ist die Menschenwürde geschützt und in fester Geltung, wenn vor dem Urknall das Urwort des Logos steht - das Wort aus dem alles geworden ist ohne das nichts geworden ist, das Wort, das selbst Mensch wurde, und uns nach seinem Bilde gewollt hat und so unser aller Würde trägt und unberührbar verkörpert. Damit wird nun die Aktualität und die Dringlichkeit dessen deutlich, was in dem heutigen Evangelium steht, und es klärt sich auch, was es eigentlich meint. Welches Wort sollen wir denn festhalten? Nicht irgendeines, sondern das Wort selbst, das Wort, das am Anfang war, das menschgewordene Wort, das uns trägt, das die Würde aller Menschen ist.“

J. Ratzinger 11.05.1980 (aus JRGS 14/1)