Bekennt euch zu ihm vor allen Völkern, ihr Kinder Israels; denn er selbst hat uns unter die Völker zerstreut. Tob 13, 3

Die Allmacht Gottes erweist sich in der Macht der Liebe

Lesungen zum Christkönigssonntag 2 Sam 5,1-3;Ps 122,1-3.4-5;Kol 1,12-20;Lk 23,35b-43

Ausschnitt aus einem Mosaik in der Kapelle Sancta Sanctorum (Lateran, Rom)

„‘Jesus gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst‘ die im Evangelium überlieferten Worte des rechten Schächers sind das erste von einem Menschen an Jesus gerichtet Gebet in der Geschichte. …

In diesem Moment als der Schächer, dieser Widerstandskämpfer, in Jesus die göttliche Barmherzigkeit sieht, versteht er, dass er sich geirrt hat, dass das Reich Gottes nicht einfach aus unseren eigenen Kräften, nicht mit Gewalt errichtet werden kann. Ein solches Reich wäre nicht das Reich Gottes, sondern ein menschliches und auch unmenschliches Reich.

Im Antlitz des Herrn erkennt er das wahre Antlitz Gottes und so versteht er auch die Wahrheit des Reiches Gottes; dass die göttliche Macht verschieden ist von der menschlichen Macht, dass die größte Macht nicht die Macht zu zerstören ist, sondern dass die wahre Macht darin besteht, das Herz zu verwandeln, den Menschen aus seinem Inneren heraus zu verwandeln, dass die wahre Macht jene so schwache scheinbar zerbrechliche Macht der Liebe ist, die in Jesus erscheint. Er versteht, dass die Allmacht Gottes sich nicht in der Macht zu zerstören zeigt, sondern sich in Christus erweist, in der Macht der Liebe, die, gerade in dieser Situation, die wahre Macht bleibt, die das wahre menschliche Reich errichtet, weil sie das Reich Gottes in der Welt errichtet, das Reich der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit.“

Joseph Ratzinger, Christkönig 1992, JRGS 14/2