"Wer glaubt, ist nie allein – im Leben nicht und auch im Sterben nicht." Benedikt XVI.

Was ist ein »Zeichen« im Sinne des Evangeliums?

Lesungen zum 2. Sonntag im Jahreskreis: Jes 62,1-5;Ps 96,1-2.3-4.6-7.10;1 Kor 12,4-11;Joh 2,1-11

Antike Wasser- oder Weinkrüge

„Das Evangelium der heutigen Liturgie erzählt von der Hochzeit zu Kana, bei der Jesus zur Freude des Paares Wasser in Wein verwandelt. Es schließt wie folgt: »So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn« (Joh 2,11). Wir stellen fest, dass der Evangelist Johannes nicht von einem Wunder spricht, also von einem mächtigen und außergewöhnlichen Ereignis, das Staunen hervorruft. Er schreibt, dass sich in Kana ein Zeichen ereignet, das den Glauben der Jünger erweckt. Wir können uns also fragen: was ist ein »Zeichen« im Sinne des Evangeliums? …

Ein Zeichen ist ein Indiz, das die Liebe Gottes offenbart, das also die Aufmerksamkeit nicht auf die Kraft der Geste lenkt, sondern auf die Liebe, die sie hervorgerufen hat. Es lehrt uns etwas über die Liebe Gottes, die immer nah, zärtlich und barmherzig ist. Das erste Zeichen erfolgt, als zwei Neuvermählte am wichtigsten Tag ihres Lebens in Schwierigkeiten sind. …

Deshalb schlage ich eine Übung vor, die uns sehr guttun kann. Versuchen wir heute, in unseren Erinnerungen zu kramen und nach den Zeichen zu suchen, die der Herr in meinem Leben getan hat. Ein jeder möge sich fragen: welche Zeichen hat der Herr in meinem Leben getan? Welche Hinweise gibt es auf seine Gegenwart? Zeichen, die er getan hat, um uns zu zeigen, dass er uns liebt; denken wir an den schwierigen Augenblick, an dem Gott mich seine Liebe hat spüren lassen... Und fragen wir uns: mit welchen diskreten und fürsorglichen Zeichen hat er mich seine Zärtlichkeit spüren lassen? Wann habe ich den Herrn am nächsten bei mir gespürt, wann habe ich seine Zärtlichkeit, sein Mitgefühl gespürt? Jeder von uns hat solche Augenblicke in seiner Geschichte. Lasst uns nach diesen Zeichen Ausschau halten, lasst uns daran denken. Wie habe ich seine Nähe entdeckt? Wie konnte eine große Freude in meinem Herzen bleiben? Lassen wir die Augenblicke wieder aufleben, in denen wir seine Gegenwart und die Fürsprache Marias erlebt haben. „

PAPST FRANZISKUS aus dem ANGELUS vom 16. Januar 2022