"Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist." Röm. 12, 2

Der Advent ist eine Zeit der Gnade, um unsere Masken abzunehmen

Lesungen vom 2. Adventssonntag: Jes 11,1-10; Ps 72,1-2.7-8.12-13.17; Röm 15,4-9; Mt 3,1-12

Liebe Brüder und Schwestern, Johannes macht uns durch seine »allergischen Reaktionen« nachdenklich. Sind wir nicht auch manchmal ein bisschen wie diese Pharisäer? Vielleicht schauen wir von oben herab auf andere und denken, dass wir besser sind als sie, dass wir unser Leben im Griff haben, dass wir nicht täglich Gott, die Kirche, unsere Brüder und Schwestern brauchen. Wir vergessen, dass es nur einen einzigen Fall gibt, in dem es erlaubt ist, auf einen anderen herabzuschauen: wenn es notwendig ist, ihm aufzuhelfen. Das ist der einzige Fall, die anderen sind nicht erlaubt. Der Advent ist eine Zeit der Gnade, um unsere Masken abzunehmen – jeder von uns hat sie – und uns unter die Demütigen einzureihen; um uns von der Anmaßung zu befreien, uns selbst zu genügen, um hinzugehen und unsere Sünden zu bekennen, die verborgenen Sünden, und Gottes Vergebung zu empfangen, um uns bei denen zu entschuldigen, die wir gekränkt haben. So beginnt ein neues Leben. Und es gibt nur einen Weg, den der Demut. Dazu müssen wir uns von dem Gefühl der Überlegenheit, von Formalismus und Heuchelei reinigen, in den anderen Brüder und Schwestern sehen, Sünder wie wir, und in Jesus den Erlöser, der für uns kommt – nicht für die anderen, für uns –, so wie wir sind, mit unserer Armut, unserem Elend und unseren Fehlern, vor allem mit unserer Bedürftigkeit, aufgerichtet zu werden, Vergebung zu erlangen und gerettet zu werden.

PAPST FRANZISKUS aus dem ANGELUS vom 4. Dezember 2022

Advent

Lesungen zum 1. Advent: Jes 2,1-5;Ps 122,1-3.4-5.6-7.8-9;Röm 13,11-14a;Mt 24,29-44

„Denken wir kurz über die Bedeutung dieses Wortes nach, das mit »Anwesenheit«, »Ankunft«, »Kommen« übersetzt werden kann. In der Sprache der alten Welt war es ein Fachausdruck, der die Ankunft eines Amtsträgers, besonders die Ankunft des Königs oder des Kaisers in der Provinz bezeichnete. Er konnte aber auch die Ankunft der Gottheit ausdrücken, die aus ihrer Verborgenheit hervortritt und machtvoll ihre Gegenwart erweist oder deren Anwesenheit im Kult feierlich begangen wurde. Die Christen übernahmen den Begriff »Advent«, um ihre besondere Beziehung zu Jesus Christus zum Ausdruck zu bringen: Jesus ist der König, der in diese armselige Provinz Erde gekommen ist und ihr seinen Besuch schenkt; er lässt alle, die an ihn glauben, die an seine Gegenwart in der liturgischen Versammlung glauben, an der Feier seines Advents teilhaben. Mit dem Wort »adventus« wollte man im Wesentlichen sagen: Gott ist da, er hat sich nicht von der Welt zurückgezogen, er hat uns nicht alleingelassen. Auch wenn wir ihn nicht sehen und berühren können wie die sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeiten, ist er doch da und kommt auf vielerlei Weise zu uns.“

Aus einer PREDIGT VON BENEDIKT XVI. 28.11.2009

Die Allmacht Gottes erweist sich in der Macht der Liebe

Lesungen zum Christkönigssonntag 2 Sam 5,1-3;Ps 122,1-3.4-5;Kol 1,12-20;Lk 23,35b-43

Ausschnitt aus einem Mosaik in der Kapelle Sancta Sanctorum (Lateran, Rom)

„‘Jesus gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst‘ die im Evangelium überlieferten Worte des rechten Schächers sind das erste von einem Menschen an Jesus gerichtet Gebet in der Geschichte. …

In diesem Moment als der Schächer, dieser Widerstandskämpfer, in Jesus die göttliche Barmherzigkeit sieht, versteht er, dass er sich geirrt hat, dass das Reich Gottes nicht einfach aus unseren eigenen Kräften, nicht mit Gewalt errichtet werden kann. Ein solches Reich wäre nicht das Reich Gottes, sondern ein menschliches und auch unmenschliches Reich.

Im Antlitz des Herrn erkennt er das wahre Antlitz Gottes und so versteht er auch die Wahrheit des Reiches Gottes; dass die göttliche Macht verschieden ist von der menschlichen Macht, dass die größte Macht nicht die Macht zu zerstören ist, sondern dass die wahre Macht darin besteht, das Herz zu verwandeln, den Menschen aus seinem Inneren heraus zu verwandeln, dass die wahre Macht jene so schwache scheinbar zerbrechliche Macht der Liebe ist, die in Jesus erscheint. Er versteht, dass die Allmacht Gottes sich nicht in der Macht zu zerstören zeigt, sondern sich in Christus erweist, in der Macht der Liebe, die, gerade in dieser Situation, die wahre Macht bleibt, die das wahre menschliche Reich errichtet, weil sie das Reich Gottes in der Welt errichtet, das Reich der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit.“

Joseph Ratzinger, Christkönig 1992, JRGS 14/2

Vertrauen auf seine vorhersehende Liebe

Lesungen vom 33. Sonntag im Jahreskreis: Mal 3,19-20b; Ps 98,5-6.7-8.9; 2 Thess 3,7-12; Lk 21,5-19

„Liebe Brüder und Schwestern, nehmen wir die Einladung Christi an, den alltäglichen Ereignissen im Vertrauen auf seine vorhersehende Liebe zu begegnen. Wir wollen keine Furcht vor der Zukunft haben, auch wenn diese uns düster erscheinen mag, denn der Gott Jesu Christi, der die Geschichte angenommen hat, um sie auf ihre transzendente Erfüllung hin zu öffnen, ist ihr Alpha und Omega, ihr Anfang und Ende (vgl. Offb 1,8). Er sichert uns zu, daß in jedem kleinen, aber wahren Akt der Liebe der ganze Sinn des Universums enthalten ist, und daß derjenige, der nicht zögert, sein Leben für ihn zu verlieren, es in Fülle findet (vgl. Mt 16,25).“

BENEDIKT XVI. aus dem ANGELUS vom 18. November 2007

Kraft der Taufe ist jeder Christ Teil von »Gottes Bau«

Lesungen zum Weihetag der Lateranbasilika: Ez 47,1-2.8-9.12; Ps 46,2-3.5-6.8-9; 1 Kor 3,9c-11.16-17; Joh 2,13-22

 

Lateranbasilika

„Jesus hat im heutigen Evangelium vom Tempel gesprochen und dabei eine erschütternde Wahrheit offenbart: dass der Tempel Gottes nämlich nicht nur ein Gebäude aus Stein ist, sondern sein Leib, der aus lebendigen Steinen besteht. Kraft der Taufe ist jeder Christ Teil von »Gottes Bau« (1 Kor 3,9), mehr noch: er wird Kirche Gottes.

Das geistige Haus, die Kirche als Gemeinschaft der Menschen, die durch das Blut Christi und den Geist des auferstandenen Herrn geheiligt sind, fordert von einem jeden von uns, mit dem Geschenk des Glaubens im Einklang zu sein und einen Weg des christlichen Zeugnisses zu gehen.“

PAPST FRANZISKUS aus dem ANGELUS vom 9. November 2014