Bekennt euch zu ihm vor allen Völkern, ihr Kinder Israels; denn er selbst hat uns unter die Völker zerstreut. Tob 13, 3

Geplatzte Träume

Lesungen zum 4. Advent: Jes 7,10-14; Ps 24,1-2.3-4.5-6; Röm 1,1-7; Mt 1,18-24

„Heute, am vierten und letzten Adventssonntag, stellt uns die Liturgie die Gestalt des heiligen Josef vor Augen (vgl. Mt 1,18-24). Er ist ein gerechter Mann, der in Kürze heiraten will. Wir können uns vorstellen, was er sich für die Zukunft erträumt: eine schöne Familie mit einer liebevollen Frau und vielen guten Kindern und eine menschenwürdige Arbeit: einfache und gute Träume, Träume von einfachen und guten Menschen. Plötzlich jedoch zerschellen diese Träume durch eine beunruhigende Entdeckung: Maria, seine Verlobte, erwartet ein Kind, und dieses Kind ist nicht von ihm! …

Brüder und Schwestern, was sagt uns Josef heute? Auch wir haben unsere Träume, und vielleicht denken wir an Weihnachten mehr über sie nach, wir sprechen gemeinsam darüber. Vielleicht bedauern wir einige geplatzte Träume und sehen, dass die besten Erwartungen oft mit unerwarteten, beunruhigenden Situationen konfrontiert werden. Und wenn das geschieht, zeigt uns Josef den Weg: Wir dürfen negativen Gefühlen wie Wut und Verschlossenheit nicht nachgeben, das ist der falsche Weg! Stattdessen müssen wir die Überraschungen, die Überraschungen des Lebens, auch die Krisen, mit dem Bewusstsein annehmen, dass man in einer Krise nicht vorschnell instinktiv entscheiden darf, sondern sich wie Josef prüfen lassen muss, »über alles nachdenken« (vgl. V. 20) und sich auf das grundlegende Kriterium stützen: Gottes Barmherzigkeit. Wenn man die Krise durchlebt, ohne sich in Verschlossenheit, Wut und Angst zu verlieren, sondern die Tür zu Gott offenhält, kann er eingreifen.

PAPST FRANZISKUS aus dem ANGELUS vom 18. Dezember 2022