Bekennt euch zu ihm vor allen Völkern, ihr Kinder Israels; denn er selbst hat uns unter die Völker zerstreut. Tob 13, 3
Liebe Schwestern und Brüder im Glauben, Lesungen Apg 2, 1-11; 1. Kor 12, 3b-7.12-13; Joh 20, 19-23
in den lustigen Taschenbüchern von Disney mit Micky Maus und Donald Duck wird ein innerer Zwiespalt oft durch ein kleines Engelchen und Teufelchen dargestellt, die dann auf den Schultern sitzen und im Streit ihre Meinung ins Ohr flüstern. Man könnte sagen, die beiden sind „Wegbegleiter“. Wenn ich das erzähle, haben sie vielleicht ein Bild vor Augen, wie das aussehen könnte. Und schon Goethe lässt 120 Jahre vor Disney seinen Faust sagen: „Zwei Herzen schlagen, ach, in meiner Brust!“
Das Drama-Lama als Wegbegleiter
Ich denke, von diesen Wegbegleitern haben wir noch viel mehr in uns. Ich z.B. bin immer sehr anfällig für das Drama-Lama. Vielleicht kennen Sie das auch? Das Drama-Lama schläft tagsüber oft faul und wird meistens erst wach, wenn ich im Bett liege, das Licht schon aus ist, aber ich nicht schlafen kann. Dann denk ich an den kommenden Tag, die nächste Woche, den nächsten Monat. Das ist der Moment, in dem das Drama-Lama seinen großen Auftritt hat. Es schürt nämlich diese Sorgen und bekräftigt uns in unseren Ängsten. „Du schaffst das eh nicht!“ „Das wird alles noch viel schlimmer, als Du denkst“ und „Die haben sich alle gegen Dich verschworen!“ sind typische Aussagen des Drama-Lamas. Oft merke ich dann am nächsten Tag, dass es gar nicht so schlimm war, wie ich dachte und dann ärgere ich mich, dass ich meinem Drama-Lama wieder zum Opfer gefallen bin. Ich wünschte dann oft, dass die Stimme von dessen Gegenspieler lauter wäre. Und um den geht es heute an diesem Hochfest.
Pfingsten als Hochfest?
Naja... Hochfest. Es ist ja bekannt, dass Pfingsten die Osterzeit abschließt. Und da muss man schon sagen, dass Pfingsten im Vergleich eher schlecht dasteht. Oder nehmen wir noch Weihnachten mit hinzu. Ostern und Weihnachten als „richtige“ Feste haben wenigstens eine ordentliche Vorbereitungszeit und am Ende gibt es was Tolles zu Essen. Auch nicht zu vergessen: die Geschenke, die Schokoweihnachtsmänner und -osterhasen. Wenn wir jedoch genauer hinsehen, kann dieses eher unscheinbare Fest eigentlich ganz gut mithalten. Weihnachten feiern wir die Geburt unseres Herrn und Ostern den Sieg, bzw. die Wiedergeburt des Lebens über den Tod. Auch Pfingsten ist ein Geburts-Tag, nämlich der Geburtstag der Kirche. Und natürlich gab es da für die noch kleine christliche Gemeinschaft auch ein Geschenk: den Heiligen Geist.
Der Heilige Geist in Bibel, Dogmatik und Liturgie
Wenn Sie etwas mehr über den Heiligen Geist erfahren wollen, dann nehmen Sie die heutigen Lesungen zum Ausgangspunkt und schlagen Sie noch mal in der Apostelgeschichte nach. Und das Johannes-Evangelium ist sozusagen ein Eigenschaftenkatalog des Heiligen Geistes. Hier lässt sich viel entdecken. Trotzdem tun sich selbst die Theologen schwer zu beschreiben, was der Heilige Geist nun genau ist. Da heißt es in der Dogmatik: Der Vater erschuf die Welt, der Sohn erlöste sie und der Heilige Geist erhält sie in der Heiligung und doch sind alle in allem. In Taufe und Firmung haben wir den Heiligen Geist empfangen. Er ist das Liebesband zwischen Gott Vater und Sohn und verbindet uns untereinander und mit der göttlichen Dreifaltigkeit. Aus dieser Beziehung heraus befähigt uns der Heilige Geist, unser Leben mutig zu leben.... Mal ehrlich: Das hilft uns jetzt auch nicht weiter.
Der Heilige Geist als Mutmacher
Deswegen noch mal Goethes Faust. Der sagt: „Der Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges stets bewusst.“ Ich glaube, dass dies der Heilige Geist ist. Er ist der Glaube an das Gute, wenn das Drama-Lama wieder das Gedankenkarussell dreht. So haben wir es auch gerade in der Pfingstsequenz gehört: „Höchster Tröster in der Zeit, Gast der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not.“ Wenn wir den Heiligen Geist als einen dieser Wegbegleiter betrachten, können wir sagen: Er ist der Mutmacher auf Christus hin. Er war es doch, der die ängstlichen Jüngerinnen und Jünger aufscheuchte, in die Welt zu gehen und Kirche zu werden, Menschen zu taufen. Er ließ den Hl. Petrus sein flammendes Plädoyer für den Glauben vor den Männern aus allen Nationen halten. Und so auch heute…
Liebe Schwestern und Brüder, ja, es ist schwer zu beschreiben, was der Heilige Geist genau ist, aber es fällt mir leicht, ihn hier zu entdecken. Wenn ich mich umschaue und -höre, dann sehe ich mutige Menschen vor mir sitzen und höre so viele ermutigende Geschichten.
Es gibt noch so viele andere Beispiele. Auch Mut, der sich im Stillen vollzieht und der unentdeckt bleibt. Daher danke ich Ihnen, dass sie alle dem Heiligen Geist, dem Mutmacher in ihrem Herzen mehr Gehör schenken als dem Drama-Lama. Mögen sie erhalten, was sie im Glauben erhoffen. Und so lade ich Sie ein, an diesem Pfingsttag heute bewusst mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und zu staunen, wo sich in Ihrem Alltag überall Mut und Ermutigung, also das Wirken des Heiligen Geistes finden lässt.