"Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist." Röm. 12, 2
Lesungen vom 4. Sonntag der Osterzeit: Apg 13,14.43b-52;Ps 100,1-3.4.5;Offb 7,9.14b-17;Joh 10,27-30
„Die Initiative geht immer vom Herrn aus; alles beginnt mit seiner Gnade: Er ist es, der uns zur Gemeinschaft mit ihm ruft. Aber diese Gemeinschaft kommt zustande, wenn wir uns dem Hören öffnen. Wenn wir taub bleiben, kann er uns diese Gemeinschaft nicht schenken. Wir müssen uns dem Hören öffnen, denn Hören bedeutet Verfügbarkeit, bedeutet Fügsamkeit, bedeutet Zeit für den Dialog.
Heutzutage werden wir geradezu überwältigt von Worten und von der Eile, immer etwas sagen und tun zu müssen, ja, wie oft unterhalten sich zwei Menschen und der eine wartet nicht, bis der andere seinen Gedanken zu Ende gebracht hat, er unterbricht ihn auf halbem Weg, er antwortet... Doch wenn man den anderen nicht ausreden lässt, gibt es kein Zuhören. Dies ist ein Übel unserer Zeit. Wir werden heute von Worten überflutet, von der Eile, immer etwas sagen zu müssen, wir haben Angst vor dem Schweigen. Wie schwer ist es, einander zuzuhören: den anderen ausreden zu lassen; ihm die Zeit zu geben, sich auszudrücken; einander zuhören in der Familie, aufeinander hören in der Schule, aufeinander hören am Arbeitsplatz und sogar in der Kirche! Doch in Bezug auf den Herrn ist gerade dieses Zuhören wichtig. Er ist das Wort des Vaters, und der Christ ist ein Kind des Hörens, berufen, das Wort Gottes stets griffbereit zu haben. Fragen wir uns heute, ob wir Kinder des Hörens sind, ob wir Zeit für das Wort Gottes finden, ob wir unseren Brüdern und Schwestern Raum und Aufmerksamkeit schenken. Ob wir zuhören können, so dass der andere sich ausdrücken kann, ohne ihm das Wort abzuschneiden. Wer anderen zuhören kann, kann auch auf den Herrn hören, und umgekehrt. Und so erlebt man etwas sehr Schönes, nämlich dass der Herr selbst zuhört: Er hört uns zu, wenn wir zu ihm beten, wenn wir uns ihm anvertrauen, wenn wir ihn anrufen.“