Bekennt euch zu ihm vor allen Völkern, ihr Kinder Israels; denn er selbst hat uns unter die Völker zerstreut. Tob 13, 3

Sich bewusst zu werden, dass wir Sünder sind

Lesungen zum 5. Fastensonntag: Jes 43,16-21;Ps 126,1-2b.2c-3.4-5.6;Phil 3,8-14;Joh 8,1-11

„Die Gesprächspartner Jesu sind in den Engpässen des Legalismus verschlossen und wollen den Sohn Gottes in ihre Perspektive des Richtens und Verurteilens einsperren. Doch er ist nicht in die Welt gekommen, um zu richten und zu verurteilen, sondern um den Menschen ein neues Leben anzubieten.

Und wie reagiert Jesus angesichts dieser Prüfung? Zunächst bleibt er eine Weile in Stille und bückt sich, um mit dem Finger auf die Erde zu schreiben, als wolle er daran erinnern, dass der einzige Gesetzgeber und Richter Gott ist, der das Gesetz auf Stein geschrieben hatte. Und dann sagt er: »Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie« (V. 7). Auf diese Weise appelliert Jesus an das Gewissen jener Männer: Sie fühlten sich als »Verfechter der Gerechtigkeit «, doch er ruft sie dazu auf, sich bewusst zu werden, sündige Menschen zu sein, weshalb sie das Recht über Leben oder Tod eines ihrer Mitmenschen nicht beanspruchen können. An diesem Punkt ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten – das heißt jene, die am meisten Erfahrung mit ihrem eigenen Elend hatten –  und sie verzichteten auf die Steinigung der Frau. Diese Szene lädt auch einen jeden von uns ein, sich bewusst zu werden, dass wir Sünder sind, und die Steine der Verunglimpfung und Verurteilung, des Geschwätzes, die wir manchmal gegen die anderen schleudern möchten, aus unseren Händen fallen zu lassen. Wenn wir über die anderen schlecht reden, werfen wir Steine; wir sind wie diese.“

PAPST FRANZISKUS aus dem ANGELUS vom 7. April 2019