"Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist." Röm. 12, 2

Die Wüste, von der die Rede ist, hat verschiedene Bedeutungen

Lesungen zum 1. Fastensonntag: Gen 9,8-15;Ps 25,4-5.6-7.8-9;1 Petr 3,18-22;Mk 1,12-15

Am heutigen ersten Sonntag in der Fastenzeit begegnen wir Jesus, der nach dem Empfang der Taufe im Fluß Jordan durch Johannes den Täufer (vgl. Mk 1,9) in der Wüste vom Satan in Versuchung geführt wird (vgl. Mk 1,12-13). Der Bericht des hl. Markus ist knapp und ohne jene Einzelheiten, von denen wir in den anderen beiden Evangelien des Matthäus und des Lukas lesen. Die Wüste, von der die Rede ist, hat verschiedene Bedeutungen. Sie kann den Zustand der Verlassenheit und Einsamkeit meinen, den »Ort« der Schwäche des Menschen, wo es keinen Halt und keine Sicherheiten gibt, wo die Versuchung übermächtig wird. …

Die Versuchung, Gott zu verdrängen, alleine in sich selbst und in der Welt Ordnung schaffen zu wollen und dabei nur auf die eigenen Fähigkeiten zu zählen, ist in der Geschichte des Menschen stets gegenwärtig. Jesus erklärt: »Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe« (Mk 1,15), er kündigt an, daß in ihm etwas Neues geschieht: Gott wendet sich auf unerwartete Weise dem Menschen zu, in einer einzigartigen konkreten Nähe, die voller Liebe ist; Gott wird Mensch und tritt ein in die Welt des Menschen, um die Sünde auf sich zu nehmen, um das Böse zu besiegen und den Menschen in die Welt Gottes zurückzuführen. Doch diese Verkündigung geht einher mit der Aufforderung, einem so großen Geschenk zu entsprechen. Jesus nämlich fügt hinzu: »Kehrt um, und glaubt an das Evangelium« (Mk 1,15); es ist die Einladung, an Gott zu glauben, uns an jedem Tag unseres Lebens zu seinem Willen zu bekehren und all unser Tun und Denken auf das Gute auszurichten.

Die Fastenzeit ist der geeignete Augenblick, unsere Beziehung zu Gott durch das tägliche Gebet, die Gesten der Buße und die Werke der brüderlichen Liebe zu erneuern und zu festigen.

BENEDIKT XVI. aus dem ANGELUS, Sonntag, 26. Februar 2012