"Nur die Kirche kann den Menschen vor der erniedrigenden Knechtschaft bewahren, ein Kind seiner Zeit zu sein." C. K. Chesterton

Der Herr braucht ihn

"Als sie den jungen Esel losbanden, sagten die Leute, denen er gehörte: Warum bindet ihr den Esel los? Sie antworteten: Der Herr braucht ihn." Lk 19 33/34

Sie waren im Dorf, und dort stand das Fohlen angebunden mit der Eselin, und es konnte nicht losgebunden werden außer auf Befehl des Herrn.Die Hand der Apostel bindet es los. ...

Mittelalterliche Wandmalerei auf der Insel Mön

Hier aber drückt Lukas in dem Fohlen die Allgemeinheit des Heidenvolkes aus. Und er sagt richtig "auf dem noch niemand gesessen hat," weil niemand vor Christus die Heidenvölker zur Kirche berufen hat. Es wird angebunden gehalten von den Fesseln der Treulosigkeit, und es ist dazu bestimmt, dem Irrtum als ungerechten Herrn zu dienen. Es konnte sich aber nicht selbst befreien, weil nicht die Natur, sondern die Schuld ihm einen solchen Herrn gegeben hatte. Als es aber heißt "der Herr", da wird der eine Herr erkannt. Es ist eine elende Knechtschaft, die ein unstetes Herrschaftsrecht hat: Denn viele Herren hat der, der den einen nicht hat. Die fremden Herren binden ihn mit Fesseln, um ihn zu besitzen, dieser Herr aber löst die Fesseln, er ihm gehört, denn er kennt wirksamere Gaben als Fesseln. (Ambrosius)

Quelle: Catena Aurea

Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!

"Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!" Joh 8, 10/11

Also hat auch der Herr verurteilt, aber die Sünde, nicht den Menschen. Denn wenn er der Urheber der Sünde wäre, würde er sagen: Geh und lebe wie du willst; was meine Lossprechung angeht, sei unbesorgt: Ich werde dich lossprechen, wieviel auch immer du sündigst, auch von der Hölle und ihren Qualen. Das hat er nicht gesagt. Es mögen sich also anstrengen, die am Herrn die Barmherzigkeit lieben, und die Wahrheit fürchten: Denn gut und gerecht ist der Herr (Ps 25,8).

(Augustinus, In Ioannem, tract. 33)

Quelle: Catena Aurea

Das verlorenene Schaf

"Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war." Lk 15, 5/6

Er legt das Schaf auf seine Schultern, weil er durch die Annahme der menschlichen Natur unsere Sünden getragen hat. Als er das Schaf gefunden hat, geht er zum Haus zurück, denn unser Hirte kehrte nach der Erlösung des Menschen ins himmlische Reich zurück. (Gregor von Nyssa)

Und es ist zu bemerken, daß er nicht sagt: Freut euch mit dem gefundenen Schaf! sondern: Freut euch mit mir! Denn offenbar macht es ihn froh, wenn wir leben. Und wenn wir zum Himmel zurückgeführt werden, ist seine festliche Freude vollkommen. (Gregor der Große)

Quelle: Catena Aurea

Ich bin der Weg

"Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin die gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich." Joh 14, 5/6 (aus dem Evangelium zur Pfarreineugründung)

Jeder Mensch kennt die Wahrheit und das Leben; aber den Weg findet nicht jeder. Daß Gott in gewisser Weise ewiges Leben und erkennbare Wahrheit ist, habe auch die Philosophen dieser Welt erkannt. Das Wort Gottes also, das beim Vater Wahrheit und Leben ist, ist für uns der Weg geworden, indem es das Menschsein annahm. Gehe durch den Menschen, und du wirst zu Gott gelangen. (Augustinus)

Quelle: Catena Aurea