"Es muss Wärme von uns ausgehen. Den Menschen muss es in unserer Nähe wohl sein, und sie müssen fühlen, dass der Grund dazu in unserer Verbindung mit Gott liegt." Pater Rupert Mayer

Ja, wir sind immer noch arme Sünder, nicht aber Sklaven, nein, keine Sklaven: Kinder, Kinder Gottes!

Lesungen vom 2. Sonntag im Jahreskreis: Jes 49,3.5-6;Ps 40,2 u. 4ab.7-8.9-10;1 Kor 1,1-3;Joh 1,29-34

Der Evangelist Johannes beschreibt im Gegensatz zu den anderen drei Evangelisten nicht das Ereignis, sondern stellt uns das Zeugnis Johannes des Täufers vor Augen. Er war der erste Zeuge Christi. Gott hatte ihn berufen und darauf vorbereitet. …

Wir lernen von Johannes dem Täufer, nicht davon auszugehen, Jesus bereits zu kennen, bereits alles über ihn zu wissen (vgl. V. 31). Dem ist nicht so. Verweilen wir beim Evangelium und betrachten vielleicht auch ein Bild Christi, ein »Heiliges Antlitz«. Betrachten wir mit unseren Augen, und mehr noch mit unseren Herzen. Und lassen wir uns vom Heiligen Geist belehren, der uns im Inneren sagt: Er ist es! Er ist der Sohn Gottes, das aus Liebe geopferte Lamm. Er, er allein hat die Sünde getragen, er allein hat sie erlitten, er allein hat sie gesühnt, die Sünde eines jeden von uns, die Sünde der Welt und auch meine Sünden. Alle. Er hat sie alle auf sich genommen, und so hat er sie uns abgenommen, damit wir endlich frei und keine Sklaven des Bösen mehr seien. Ja, wir sind immer noch arme Sünder, nicht aber Sklaven, nein, keine Sklaven: Kinder, Kinder Gottes!

PAPST FRANZISKUS ANGELUS Petersplatz Sonntag, 19. Januar 2020

Gott ist uns nah!

Taufe Jesu, Gemälde im Petersdom Rom

„Mitten in der Menge der Büßer, die sich Johannes dem Täufer nähert, um die Taufe zu empfangen, ist auch Jesus. Er stand in der Schlange. Johannes möchte das nicht zulassen und sagt zu ihm: »Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?« (Mt 13,14). Der Täufer ist sich nämlich des großen Abstands bewusst, der zwischen ihm und Jesus liegt. Jesus aber ist gekommen, um eben diesen Abstand zwischen dem Menschen und Gott zu überwinden: Wenn er ganz auf der Seite Gottes steht, steht er auch ganz auf der Seite des Menschen und vereint, was getrennt war.

Aus diesem Grund bittet er Johannes, ihn zu taufen, damit die Gerechtigkeit ganz erfüllt wird (vgl. 15), das heißt damit der Plan des Vaters verwirklicht wird, der über den Weg des Gehorsams und der Solidarität mit dem schwachen und sündigen Menschen geht, über den Weg der Demut und der vollkommenen Nähe Gottes zu seinen Kindern. Denn Gott ist uns sehr nahe, wirklich sehr nahe!“

Franziskus, 08.01.2017

Heute ist Euch der Heiland geboren, Christus der Herr

 Fresko in der Filialkirche St. Georg in Gerlamoos (Kärnten)

Unser Herz ist in dieser Stunde von Freude erfüllt, weil wir wissen, dass die Botschaft des Engels nicht nur den Hirten von damals, sondern uns hier und heute gilt:

"Heute ist Euch der Heiland geboren, Christus der Herr“

(Joseph Ratzinger 25.12.1981)

Nähe Gottes zur Menschheit

„Der Sohn Gottes »kommt« in ihren Schoß, um Mensch zu werden, und sie nimmt ihn auf. Auf diese einzigartige Weise hat sich Gott dem Menschen genähert, indem er Fleisch angenommen hat von einer Frau: Gott näherte sich uns und hat Fleisch angenommen von einer Frau.

Auf andere Weise nähert sich Gott auch uns mit seiner Gnade, um in unser Leben einzutreten und uns seinen Sohn als Gabe anzubieten. Und wir – was tun wir? Nehmen wir ihn auf, lassen wir ihn nahekommen oder lehnen wir ihn ab, verjagen wir ihn? Wie Maria sich selbst aus freiem Willen dem Herrn der Geschichte angeboten und ihm so ermöglicht hat, die Geschicke der Menschheit zu ändern, so können auch wir, indem wir Jesus annehmen und versuchen, ihm alle Tage zu folgen, an seinem Plan des Heils für uns selbst und die Welt mitwirken. Maria erscheint uns somit als das Vorbild, auf das es zu blicken gilt, und als Stütze, auf die wir bei unserer Suche nach Gott, bei unserer Nähe zu Gott, bei diesem Zulassen, dass Gott sich uns nähert, und bei unserem Einsatz für den Aufbau der Zivilisation der Liebe zählen können.“

Franziskus 18.12.2016

„Der Advent ist eine Zeit der Gnade.“

Lesungen zum dritten Adventssonntag: Jes 35,1-6b.10;Ps 146,6-7.8-9a.9b-10;Jak 5,7-10;Mt 11,2-11

„An diesem dritten Adventssonntag, dem sogenannten Sonntag »Gaudete«, lädt uns das Wort Gottes einerseits zur Freude und andererseits zu dem Bewusstsein ein, dass das Dasein auch Momente des Zweifels umfasst, in denen es schwer ist zu glauben. Freude und Zweifel sind beide Erfahrungen, die Teil unseres Lebens sind. …

Der Advent ist eine Zeit der Gnade. Es sagt uns, dass es nicht genügt, an Gott zu glauben: es ist notwendig, unseren Glauben jeden Tag zu reinigen. Es geht darum, sich darauf vorzubereiten, nicht etwa eine Märchengestalt willkommen zu heißen, sondern den Gott, der uns herausfordert, der uns einbezieht und angesichts dessen eine Wahl getroffen werden muss. Das Kind, das in der Krippe liegt, hat das Gesicht unserer bedürftigsten Brüder und Schwestern, der Armen: »Gerade die Armen stehen diesem Geheimnis besonders nahe und sind oft diejenigen, die am besten in der Lage sind, die Gegenwart Gottes in unserer Mitte zu erkennen« (Apostolisches Schreiben Admirable signum, 6).“

Franziskus, 15.12.2019